Leseprobe
„Gedanken, die stärksten Kräfte im Universum“

Auszug

Gedanken sind die wichtigsten Begleiter unseres Lebens. Was wären wir ohne sie? Was wäre, wenn wir nicht denken könnten? Wie sähe unsere ganz persönliche Individualität aus, unser Charakter, der uns alle voneinander unterscheidet? Und was bliebe von uns als Mensch übrig, wenn wir nicht denken könnten? 

„Der Mensch ist ein Denker!“ Diese zentrale Aussage weist darauf hin, dass die wirklich menschliche Evolution im Denken stattfindet. Unser Denken ist mit unseren vergangenen Leben aufs Engste verbunden, denn mit jeder Wiedergeburt nehmen wir die dominanten Gedankenströme unserer vergangenen Leben wieder auf. Wie eine Spinne ihr Netz webt, weben wir mit unserem Denken Stunde um Stunde, Tag für Tag und Gedanke für Gedanke unsere Seele und unseren Charakter, und dies von Leben zu Leben bis zum heutigen Tag und zur gegenwärtigen Stunde. Wir sind heute das, wozu wir uns in der Vergangenheit mit unserem Denken gemacht haben. Und wir werden morgen derjenige sein, zu dem wir uns mit unserem heutigen Denken machen.

Von Purucker beschreibt diese schicksalhaften Vorgänge sehr eindrucksvoll in folgender Weise: „Aufgrund karmischer Reaktionen wirken die Gedanken, die wir in einer Inkarnation denken, in der nächsten Inkarnation, ja in allen nachfolgenden Wiederverkörperungen, sehr stark auf uns ein. Allgemein gesprochen, wachsen und entfalten wir uns, das heißt, wir evolvieren durch und mittels Gedanken. Wir denken Gedanken und werden durch diese, je nachdem, stark oder schwach beeindruckt und beeinflusst. Unauslöschlich prägen sie sich in das Gewebe unseres Wesens, unseres Bewusstseins ein. [...] Unser gesamtes konstitutionelles Wesen [...] ist wie ein ungeheurer, empfindlicher fotografischer Film, der sich ständig erneuert und ununterbrochen Eindrücke aufnimmt und festhält. [...] Alles, was sich vor dem ,Film‘ abspielt, wird ihm sofort aufgeprägt, wird psycho-fotografiert, und der ,Film‘ sind wir. [...] Dies ist die Art und Weise, in der unser Charakter aufgebaut, geformt und gestaltet wird. Aus diesem Grunde beeindrucken ihn natürlich auch die Gedanken, die wir denken, die Gefühlsregungen, die wir erleben, die Leidenschaften, die uns leiten beziehungsweise missleiten, und sogar die Handlungen, die durch diese verursacht werden. Es ist daher von größter Wichtigkeit, dass wir unseren niederen Denkapparat, die untere mânasische Fähigkeit, ganz besonders regulieren, damit die Gedanken, denen wir erlauben, unser Gemüt zu durchwandern, Eindrücke erhebender und immer hilfreicher Art hinterlassen.“ [Gottfried von Purucker: Geburt und Wiedergeburt. Hannover, 1994, S. 122 f.]

Unser Universum ist in seinen unzähligen Schwingungsraten durch und durch belebt, und so sind auch Gedanken, als ein untrennbarer Bestandteil unseres Universums, evolvierende Wesenheiten. Sie sind elementale Energien, die nicht im menschlichen Denkprinzip entstehen, sondern diese Elementalwesen werden von uns entsprechend unseren Denkgewohnheiten aus der mânasischen Welt, der Welt der Gedanken, angezogen. Sie ziehen durch unser Gemüt und unsere Seele, und dabei geben wir ihnen neue Lebenskraft und somit neue karmische Impulse. Hierin liegt unsere große Verantwortung. Wir sind für die Impulse verantwortlich, die wir diesen Gedankengesellen mitgeben – eine Verantwortlichkeit, die sich weit über unseren Tod hinauszieht und zukünftiges Karma auslöst. 

In unserem täglichen Denken ziehen wir die Gedanken an, die aufgrund ihrer Charakteristik mit bestimmten Schwingungsraten unserer Seele in Harmonie und Sympathie stehen. Einmal zieht unsere höhere Seite, ein anderes Mal unsere niedere Seite Gedanken an, je nach dem augenblicklichen Fokus unseres Bewusstseins. Wenn wir die Charakteristik der Gedanken verstehen, haben wir einen wunderbaren Schlüssel zur Lösung vieler Lebensprobleme gewonnen. Bewegen wir Gedanken in unserer Seele als „Durchgangsstation“ oder denken wir über sie nach, geben wir ihnen, bildlich gesprochen, „Nahrung“ und somit neue Impulse und Kraft. Ignorieren wir einen Gedanken, indem wir unsere Aufmerksamkeit und Konzentration anderen Gedanken zuwenden, lassen wir ihn „verhungern“. Da Wesenheiten die natürliche Tendenz und Vorliebe haben, nur dort zu verweilen, wo es ihnen gut geht und wo sie leben können, bildet sich durch die vorherrschende Art unseres Denkens, das heißt durch unsere Wahl, welche Gedanken wir beständig aus den Wogen der Gedankenströme anziehen, von Leben zu Leben unser Charakter. 

Wer sich in seinem Leben vorwiegend für die Schönheit der Künste interessiert, wird von der Dominanz her entsprechende Gedanken aufnehmen; wer ein technisches Weltbild hat, wird ebenso verstärkt entsprechende Gedanken aufnehmen und anziehen. Da wir aber sehr vielschichtig zusammengesetzt sind, empfangen wir natürlich nicht immer nur aufbauende Gedanken, sondern auch Gedanken, die uns quälen, in Versuchung führen und, allgemein gesagt, unsere schlechtere Seite hervorholen. Doch wie können wir damit umgehen? Die Lösung ist offensichtlich, da wir bei Gedanken von elementalen Wesenheiten ausgehen können: Wir können sie ignorieren, sie einfach in unserer Seele verhungern lassen, indem wir ihnen keine erneuten Impulse geben und uns einfach nicht mehr mit ihnen auseinandersetzen und beschäftigen. Gedanken und Ideen, die uns quälen oder die niedere Natur in uns anstacheln, sind Trugbilder aus unserer eigenen Vergangenheit. Wir stehen ihnen karmisch bedingt wieder gegenüber, und sie haben außerhalb von uns keine Wirklichkeit.  

[...] 

Wo immer wir auch im jetzigen Moment unserer Entwicklung stehen mögen, der unendlich erscheinende Gedankenstrom, der aus der Vergangenheit zu uns kommt, wird durch jeden neuen Gedanken ein klein wenig verändert. Das heißt, jeder neue Gedanke kann das Gleichgewicht dieses Gedankenstromes zugunsten destruktiver oder zugunsten aufbauender Kräfte verändern. Wir sind also nicht der Sklave unserer eigenen Gedanken. Je harmonischer unsere Gedanken sind und je mehr sie im Einklang mit den Gewohnheiten der universalen Natur stehen, desto mehr kommt es zu einem Wechselspiel gegenseitiger Anziehung, die unsere Seele auf den aufbauenden Wogen der Gedankenströme in der Evolution voranschreiten lässt.  

T. B. 

Den vollständigen Artikel lesen Sie in: 
Verborgenes Wissen – Der Mensch in Gegenwart und Zukunft, S. 38.